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Interview mit Tegla Loroupe
"Ohne die tollen Zuschauer, wäre ich nicht Weltrekord gelaufen"
27.09.1999
Tegla Loroupe verbesserte beim Alberto-BERLIN-MARATHON ihre Weltbestzeit auf 2:20:43 Stunden, nachdem sie beim Rotterdam-Marathon 1998 bereits 2:20:47 gelaufen war. Die Kenianerin hat neben dem Rennen in Berlin zweimal den New-York- und dreimal den Rotterdam-Marathon gewonnen, beim 100. Boston-Marathon 1996 war sie Zweite. Nach einer glänzenden Bahnsaison, in der sie Landesrekorde über 3000 sowie 10.000 m erreichte, krönte sie ihr Jahr mit der WeltbestzeitWie fühlen Sie sich nach dem Triumph in Berlin?
Tegla Loroupe: Ich muss mich zuerst bei den Organisatoren und bei den Sponsoren bedanken, die es möglich gemacht haben, dass ich hier ganz kurzfristig starten konnte. Denn ursprünglich hatte ich einen Start beim Alberto BERLIN-MARATHON ja gar nicht geplant. Ich war auf einen Start in Amsterdam im Oktober fixiert, doch das klappte nicht. Obwohl ich noch bis vor kurzem auf der Bahn gelaufen bin, haben die Veranstalter mir vertraut. Und als ich beim Istaf vor einigen Wochen hier war, haben Sie mir den Kurs gezeigt. Die Strecke ist super - hier kann man wirklich Weltrekord laufen. Ich bin so glücklich, dass ich es geschafft habe.
Wie war der Rennverlauf aus Ihrer Sicht?
Tegla Loroupe: Während der ersten Hälfte der Strecke hatte ich überhaupt keine Probleme. Dann jedoch spürte ich einen leichten Schmerz in meinem linken Bein. Deswegen bin ich etwas vorsichtiger gelaufen und dadurch langsamer geworden. Ich wusste bald, dass meine Zwischenzeiten außerhalb des Bereiches meines Weltrekordes lagen. Aber das Publikum war an der Strecke wirklich toll. Und da ich mich noch relativ gut fühlte, wollte ich diesem Publikum unbedingt einen Weltrekord bringen. Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt. Ohne die Unterstützung durch die Zuschauer, wäre ich heute nicht Weltrekord gelaufen.
Im Ziel haben Sie zunächst gar nicht realisiert, dass Sie Weltbestzeit gelaufen sind.
Tegla Loroupe: Ja, ich habe die Uhr nicht richtig erkannt und dachte zunächst, ich wäre 2:22 Stunden gelaufen.
Sie haben drei Mal in Rotterdam gewonnen und hatten dort ihre bisherige Bestzeit aufgestellt. Welche Strecke ist denn schneller?
Tegla Loroupe: Die Berliner Strecke ist besser als die in Rotterdam. Ich denke, ich kann hier wirklich auch unter 2:20 Stunden laufen. Im nächsten Jahr möchte ich bei den Olympischen Spielen in Sydney Marathon laufen - aber ich würde gerne in zwei Jahren wieder nach Berlin kommen, um dann noch einmal die 2:20-Stunden-Barriere anzugreifen. Und sollte der kenianische Verband wieder Schwierigkeiten machen und mich nicht für den olympischen Marathon nominieren, dann laufe ich schon im nächsten Jahr wieder in Berlin.
Es gibt immer wieder Diskussionen, weil Sie sich, wie auch andere Eliteläuferinnen, beim Marathon von Männern begleiten lassen. Speziell die Organisatoren des London-Marathons meinen, dies sei regelwidrig.
Tegla Loroupe: Ich verstehe nicht, warum sich einige darüber aufregen. Es gibt dafür keinen Grund. Ich habe einen Weltrekord aufgestellt - und ich bin die Strecke Schritt für Schritt gelaufen. Da kann mir keiner helfen. Bei reinen Frauenrennen habe ich in der Vergangenheit oft bewiesen, dass ich sehr schnell laufen kann. In einem großen gemischten Rennen wie in Berlin brauche ich Männer als Schutz, damit ich nicht umgerannt werde oder man mir in die Hacken tritt. Ich danke meinem Coach und Manager Volker Wagner, der das für mich organisiert hat. Der London-Marathon hat 1998 seinen Frauen-Weltrekord verloren, den Ingrid Kristiansen dort in einem gemischten Rennen aufgestellt hatte. Pikanterweise setzen sie sich seitdem für eine neue Regelung ein, weil sie ein getrenntes Frauenrennen haben.
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