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Die Rollis beim BERLIN-MARATHON

DIE KOLUMNE ZUM MITTWOCH

20.12.2000

Als sich der BERLIN-MARATHON 1981 zum Stadtmarathon entwickelt hatte, fanden sich im Starterfeld die ersten Rollstuhlfahrer ein. Es war die Pionierzeit der rollenden Marathonis, denn erst sieben Jahre zuvor, 1974, bewältigte der Amerikaner Bob Hall diese Distanz im herkömmlichen Rollstuhl. Er war einer der Starter in Berlin 1981 zusammen mit Georg Freund aus Österreich, der bereits einen spezialisierten Stuhl zur Verfügung hatte und mit einer Etappentour quer durch Europa bekannt wurde. Ein weiterer Pionier war Errol Marklein aus Heidelberg, der eigentliche Initiator für den ersten Auftritt in Berlin, aktiver Teilnehmer und Konstrukteur für Schnellfahrstühle in einer Person.

Noch nichts war üblich für die ungehorsamen Patienten, denn die Medizin stand diesen Leistungen sehr skeptisch gegenüber. Vorherrschend war die bange Frage nach den Auswirkungen dieser enormen Belastungen für die Behinderten, kannte man doch die Probleme bei der physiotherapeutischen Rehabilitation. Aber ein paar junge Patienten wollten mehr, wollten gerade auf diesem Gebiet körperlicher Leistung zeigen, da, wo ihr Defizit offensichtlich wurde, was außerhalb alltäglicher Normalität möglich ist. Herausgefordert durch die Grenzen, die ihre Mobilität in einem Rollstuhl neu gesetzt hatte, das Unmögliche versuchen. Der Zimmer-Rollstuhl taugte da wenig, und ebenso wie sich der Laufschuh entwickelte, tüftelten die Rollis an der Verbesserung ihrer fahrbaren Untersätze. Errol Marklein, der 1980 die Firma SOPUR gegründet hatte, um diese technische Entwicklung voran zu treiben, wusste solche Anlässe zu nutzen. Der BERLIN-MARATHON bot sich geradezu an, den jeweiligen Entwicklungsstand der Aktiven und ihrer Rennstühle zu demonstrieren, Ideen auszutauschen und Mitstreiter zu finden.

Waren es gerade einmal acht Fahrer, die 1981 den Marathon beendeten, entwickelte sich die Teilnehmerzahl in Berlin stetig. Eine Rekordbeteiligung gab es im Jahr 1993 mit 201 Fahrerinnen und Fahrern im Ziel. Aktive aus allen Erdteilen fanden sich ein, statistisch sind zwei Drittel der Rollis Starter aus dem Ausland. Aber eben für die Europäer hat sich der BERLIN-MARATHON zu einer Tradition entwickelt. Gibt es zwar reine Rollstuhl-Marathons alle 2 Jahre in Sempach in der Schweiz und alternierend in Heidelberg sowie seit 3 Jahren Mitte September in Rotterdam, so ist der jährliche Marathon in Berlin für Rennstuhlfahrer eine feste Größe geworden. Integriert in einen der größten und erfolgreichste Stadtmarathons der Welt, finden die Rollis seit Jahren speziell auf ihre Bedingungen abgestimmte Organisationsformen, mit zeitabhängiger Startaufstellung, elektronischer Zeitmessung bis zum mehrspurigen Zieleinlauf mit Spurtmöglichkeit, mit Wertung und Prämierung der Funktionsklassen, technischem Start und Unterwegsservice sowie der Darstellung im Programm- und Ergebnisheft. Das ist wichtig für alle, aber für diejenigen, die den Einstieg versuchen, die ihre Leistungsfähigkeit das erste Mal bei einem Marathon testen wollen, sind das unabdingbare Voraussetzungen. Gerade die Funktionsklassen T1 und T2 scheuen bei den reinen Rollstuhlmarathons die vorgegebenen Einschränkungen im Zeitlimit. Drei Stunden sind oft eine zu harte Nuss für den Anfang. Beim BERLIN-MARATHON haben sie mindestens die doppelte Zeit, und das wird honoriert. Etwa 5% der Starter sind das erste Mal bei einem Rollstuhlmarathon dabei.

Aber was wäre ein Marathon ohne die sportliche Seite, ohne den Reiz, eine persönliche Bestzeit oder gar eine Weltbestzeit zu fahren. Davon lebt nun einmal der Wettkampfsport. Warum sollte es bei den Rollis anders sein? Weltmeister, Weltrekordhalter, Paralympic-Sieger seit nun zwei Generationen sind regelmäßig am Start und versuchen sich an der Zeitverbesserung bzw. einer möglichst vorderen Platzierung. Auch dazu sind die Bedingungen wie geschaffen. Breite Straßen mit überwiegend weitläufigen Kurven, eigenem Führungsfahrzeug für die Spitze, lassen den BERLIN-MARATHON zu einem Rekordmarathon werden. 21,4m beträgt der maximale Höhenunterschied auf allgemein ebenen Straßen ohne Steilanstiege. Seit 1986 wurden 8 Weltbestzeiten gefahren, von denen 2 aktuell sind (siehe Kasten), nur der Rollstuhlmarathon im japanischen Oita präsentiert durch die Frauenkonkurrenz 3 aktuelle Weltbestzeiten.

1994 wurde der BERLIN-MARATHON zum Weltmeisterschaftslauf des Internationalen Paralympischen Komitees, 1995 zur Internationalen Deutschen Straßenmeisterschaft.

Und herausragende Athleten sind es, die Berliner Marathongeschichte geschrieben haben. Neben den Pionieren Bob Hall (USA), Georg Freund (AUT), Errol Marklein (GER), sind es die besten ihrer Funktionsklasse, T1 - Heinrich Köberle (GER), T2 - Christoph Etzlstorfer. Doch besonders ein Name steht für den BERLIN-MARATHON im Rennstuhl. Es ist schwer, sich nicht in Superlativen zu vergreifen, wenn vom Schnellsten der Schnellen in der Königsklasse, der T3/4 die Rede ist. In Berlin bereits 13 Mal gewonnen, fast 100 Siege im Marathon sind es jetzt in aller Welt, von Kapstadt bis London, von Los Angeles, Boston, Montreal bis Osaka, Oita, Monza, Hamburg, Lausanne, Heidelberg, Schenkon (Schweiz), Salzburg, um nur einige zu nennen. Diese Bilanz gehört dem Schweizer Ausnahmeathleten, Heinz Frei.

Marathonbestzeiten:

Frauen:

T1: vakant
T2: Yohda Miki JPN, 2:31:36, Oita JPN, 2.11.97
T3/4: Hatanaka Kazu JPN, 1:39:40, Oita JPN, 2.11.97

Männer:


T1: Heinrich Köberle GER, 2:23:08, Berlin, 1995
T2: Christoph Etzlstorfer AUT, 1:52:27, Berlin, 2000
T3/4: Heinz Frei SUI, 1:20:14,Oita JPN, 31.10.99

Weltrekorde in Berlin:

T1, 1995, Heinrich Köberle, GER, 2:23:08
T2, 1986, Jan-Owe Mattson, SWE, 2:08:24
T2, 1998, Christoph Etzlstorfer, AUT, 1:53:56
T2, 2000, Christoph Etzlstorfer, AUT, 1:52:27
T3/4, 1991, Heinz Frei, SUI, 1:27:53
T3/4, 1993, Heinz Frei, SUI, 1:27:16
T3/4, 1994, Heinz Frei, SUI, 1:22:12
T3/4, 1997, Heinz Frei, SUI, 1:21:39


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