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Deutsche Marathon-Bilanz 2000

Enttäuschende Saison für eine starke Disziplin. Verletzungen bremsen Katrin Dörre-Heinig und Claudia Dreher aus - Sonja Oberem unter Wert in Sydney - Wird Melanie Kraus nach ihrem starken Debüt beim BERLIN-MARATHON zum neuen Hoffnungsträger?

15.01.2001

"Das ist im Olympiazyklus seit 1996 unser bislang schwächstes Jahr. Da gibt es kein Herumreden: Wir haben an Boden verloren, denn in diesem Jahr sind wir ganz im Gegensatz zu Athen, Budapest und Sevilla sogar bei den Frauen ohne Spitzenergebnis!" Ohne Umschweife kommt Bundestrainer Wolfgang Heinig zum Punkt. Viel Pech jedoch spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle: Die deutsche Vorzeigeläuferin Katrin Dörre-Heinig war nach einer Fersensporn-Operation nicht rechtzeitig in Form, Claudia Dreher ereilte das Olympiaaus noch in Sydney wegen einer Bronchitis und Sonja Oberem kam mit dem welligen Olympiakurs keinen Kilometer zurecht und blieb mit muskulären Problemen als 24. klar unter Wert. Wäre da nicht eine Melanie Kraus wenige Tage zuvor bei ihrem Debüt in Berlin starke 2:27:58 gelaufen - die Saison wäre rasch abzuhaken.

"Für Melanie war Berlin ein großer Schritt, der zu Saisonbeginn nicht geplant war" freute sich Trainer Paul-Heinz Wellmann über den überraschenden Coup seines Schützlings, der zuvor in Troisdorf und Straßburg vergeblich der 10 000 m-Olympianorm hinterhergerannt war. "Der Termin passte gut und mit Sonja ließe sich vieles gemeinsam machen!" Die Endzeit von 2:27:58 lag deutlich unter dem Marschplan, den Wellmann vorsichtig zwischen 2:29 und 2:31 angesiedelt hatte. In der Einschätzung lag der Trainer gewiss etwas daneben, was eher für das Talent der Melanie Kraus für die langen Strecken spricht. Zumal die 26jährige Apothekerin dieses schon im Vorjahr auf der halben Distanz bei der "Route du Vin" am Luxemburger Moselufer mit 1:09:36 anzudeuten wusste. "Bessere internationale Platzierungen sind auf der Straße möglich", schätzte Paul-Heinz Wellmann angesichts der gedrängten Konkurrenz auf der 10 000 m-Strecke ein, auch wenn auch auf den Straßendistanzen die Dichte merklich zugenommen hat.

So wird die Kölnerin im Trikot des TSV Bayer Leverkusen vier Plätze hinter ihrer Trainings- und Clubkollegin Sonja Oberem auf Position 41 weltweit geführt. Für die frühere Triathletin lag vor Sydney alles im Lot, denn nach Rang acht in Osaka (2:31:03) folgte im Mai als Dritte beim Wien-Marathon hinter der überragenden Maura Vieconte und Hellen Kimutai mit 2:27:35 die längst erwartete neue Bestmarke. Ich denke, dass Wien noch nicht mein letztes Wort war!" blickte Sonja Oberem voller Tatendrang in Wien bereits in Richtung Sydney. Doch es wurde für die Olympiaachte von Atlanta eher Krampf und Kampf mit muskulären Problemen als Hemmschuh.

"So stelle ich mir einen Einstieg vor!" lobt Bundestrainer Heinig die Umsteigerin Melanie Kraus. "Warum sollen das nicht auch Athletinnen wie Petra Wassiluk oder vielleicht auch Luminita Zaituc können, von der ich weiß, dass sie sich künftig mehr mit der Straße beschäftigen wird!" Den Bundestrainer wirds freuen, denn im August finden in Edmonton wieder Weltmeisterschaften statt - und bei derartigen Anlässen ist der DLV mit der Frauenabteilung stets für Spitzenleistungen auf dem Sprung. Oberem, Kraus und die nach einer Stressfraktur wieder im Training befindlichen Claudia Dreher weiß Heinig ein starkes Team für Edmonton in der Planung. Tut auch Not, wenn der Marathon auch weiterhin an der Förderung des Verbandes Anteil haben möchte. "Unsere Frauen der zweiten Reihe brauchen zu lange, bis sie unter 2:30 laufen können", schätzt der Bundestrainer ein und meint dabei Manuela Zipse oder Anke Laws, die nach der Babypause wieder ins Marathongeschehen eingreifen dürfte. Belebung wird es außerdem auch durch Kathrin Weßel geben, die sich zunächst bei kleineren Rennen zurückgemeldet hat und künftig verstärkt auf Marathon setzen wird. Auch Iris Biba bemüht sich nach einer Achillessehnenopereration noch einmal um den Anschluss. "Allerdings frage ich mich, ob dies die richtigen Athletinnen sind, auf die wir in Zukunft setzen können" wägt Wolfgang Heinig ab und blickt eher mit Sorgen auf die Weltspitze, die sich verstärkt im Bereich zwischen 2:21 und 2:23 angesiedelt hat. "Sonja, Claudia und natürlich Melanie haben im Training noch längst nicht ausgereizt. Wichtig ist für uns, dass sich nicht jede abkapselt, sein eigenes Ding macht, sondern dass wir gemeinsam eine Linie fahren!" Den Schlüssel im Erfolg sieht Heinig in letzter Konsequenz im Gruppentraining - und nur dazu wird der DLV auch die nötigen Mittel zur Verfügung stellen. "Wir haben international nur dann noch eine Chance, wenn wir professionell arbeiten. Ein Studium ist gewiss ehrenwert, aber in der Marathon-Weltspitze laufen absolut reine Profis! Das heißt, nicht nur nichts arbeiten, sondern auch das entsprechende Umfeld schaffen! Das kann in der Tat funktionieren, Beispiele haben wir mit Katrin Dörre, Uta Pippig oder nun auch Claudia Dreher".

Während für Deutschlands Vorzeigeläuferin Katrin Dörre-Heinig nach einem Neuanfang in der nacholympischen Saison in 2002 unwiederruflich Schluss sein wird, muss Bundestrainer Wolfgang Heinig mit Nachdruck den Boden bereiten müssen für die Ära nach den Oberem, Dreher und Co. Einen sanften Einstieg über die Halbmarathon-WM Anfang Oktober im englischen Bristol sieht Heinig nur dann als sinnvoll an, wenn Endzeiten unter siebzig Minuten zu erwarten sind. Angesichts der Flaute in der aktuellen Rangliste dürfte dies Utopie bleiben. "Bei uns herrscht die Meinung vor, wenn ich Halbmarathon laufe, kann ich keine 5000 m oder 10 000 m laufen. Das ist ein Irrtum!" und blickt auffordernd in Richtung der jungen Langstrecklerinnen wie Susanne Ritter, die mit viel Courage schon in Freiburg gewisse Neigungen ankündigten.

"Wir haben ein echtes Nachwuchsproblem" bekennt Jürgen Stephan, der bis zum Oktober vergangenen Jahres für den weiblichen Straßen-Nachwuchs verantwortlich zeichnete. "Wenn der DLV nicht rasch gegenlenkt, dann ist in einem Jahr völlig Funkstille!" Die in Duisburg als Titelträgerin überraschende Ines Cronjäger, Halbmarathon-Länderkampf-Siegerin Anja Carlsohn oder Andrea Kupper sind für Stephan die letzten Zeitzeugen einer zielorientierten Sichtungs- und Nachwuchsarbeit, die komplett wegbrechen wird, "wenn sich keiner mehr von Verbandsseite aus zuständig fühlt. Dann können wir nur noch hoffen, dass es solche Zufallsprodukte wie Wolfram Müller gibt, der einfach auch den richtigen Heimtrainer zur Seite hat!"

Wilfried Raatz


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